Genooierhof


Meine rote Bluse für die "Weihnachtskollektion 2016" hält so manche Tücken für mich bereit.
Wie hoch sollen die einzelnen Elemente geschlitzt sein? Mehr oder weniger breite Bänder? Offene Elemente oder doch gut miteinander verbunden? Und wo kommen die Pailletten hin?

 

Die Ärmel bereiten jede Menge Kopfzerbrechen mit dem dazugehörenden Frust. Selbst das dritte Modell erfüllt nicht meine Wünsche.

Zeit, die Nähmaschine zu verlassen, den Stoffen den Rücken zu kehren und den Kopf frei zu bekommen.
Zeit, einen wunderschönen Spaziergang zu einem meiner Lieblingsplätze in Venlo zu machen und mich in Richtung "Kapelke van Genooi" zu begeben.



Diese Kapelle liegt an zwei großen Wanderstrecken,  dem Pieterpad und dem Jacobsweg, der bis Santiago de Compostella führt. Beide Wege laufen ab diesem Punkt direkt an der Maas entlang.

Der "Pieterpad" wurde 1975 von zwei Damen erdacht und ist seit 1985 eine festgeschriebene und sehr beliebte Fern-Wanderstrecke, die von Pieterburen, an der Groningsen Nordseeküste, bis zum St. Pietersberg in Maastricht führt.
Der "Jacobsweg" muss eigentlich nicht weiter beschrieben werden.
Was aber die Wenigsten wissen, ist, dass aus allen Ländern nationale Teilstücke des Jacobsweges zum "Hauptweg" in Nordspanien und weiter bis nach Santiago führen. Solch ein nationales Teilstück führt auch durch Venlo.
Es verläuft, von Millingen aan de Rijn kommend, ab Venlo immer an der Maas entlang, dann durch Belgien bis nach Frankreich.

Vor einigen Jahren errichtete man für die vielen Wanderer ein kleines Restaurant, "De Genuuijerie". Besonderheit dieses Kleinodes hier am Platz ist die Mannschaft, die es betreibt. Es handelt sich um eine Gruppe Behinderter, die unter Begleitung den Service übernommen haben.
Seit Beginn des Jahres ist nun auch ein B&B hinzugekommen, das "Pelgrimshoes Genooierhof".

Damit ist das Ensemble vollständig. Zeit für mich, es genauer zu erkunden.


Auf der Rückseite der neuen Herberge, direkt neben dem "Kapelke van Genooi" ist eine zweite Kapelle, die "Jacobskapelle". Ihr gehört heute mein Interesse. Diese gehörte zum ursprünglichen Kloster, das sich einmal hier befand und ist mehr als 150 Jahre alt.
Über die ausgetretenen Stufen, in denen sich eine Maus ihr Häuschen errichtet hat ...

 

... gelangt man in die winzige Kapelle.

 

Eigentlich ist es ein kleiner Raum mit einem Altar, der von einem wunderschönen Kreuz gekrönt wird, sowie zu jeder Seite je ein Ständer für Kerzen und zwei Bänken
Trotz dieser Enge und Schlichtheit ist der Raum ein sehr beruhigender Ort, an dem man seine Gedanken sortieren kann. Die Hektik scheint weit weg zu sein.


Wer diese Kapelle verlässt und sich rechts hält, der gelangt neben der durch die Witterung künstlerisch gestaltete Tür der Sakristei zum eigentlichen Platz ...


... an dem sich das Restaurant und die neue Herberge befindet.
Man merkt, dass es Herbst geworden ist. Das geschäftige Treiben ist verebbt, die Bestuhlung am Platz bereits weggeräumt. Man hat sich in die Gebäude zurück gezogen.

 

Auch das "Gästehaus" für die Insekten steht etwas verlassen unter den Bäumen.


Ich werde heute keinen Kaffee trinken, denn der scheinbar verlassene Anblick hat meine Gehirnzellen aktiviert und mir die Lösung meines Ärmelproblems gebracht.

  

Ich verlasse, am alten Kreuzweg vorbei, den wunderschönen, geheimnisvollen und kraftgebenden Ort und eile heimwärts.
Unterwegs kaufe ich einige pralle Gemüsezwiebeln. 
Mir ist plötzlich sehr nach einem Zwiebelkuchen. Den wird es heute Abend bei uns geben.

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