Einfach nur glücklich


Während unserer Rast ließ der Regen nach. Es fisselte nur noch.
Also wechselten wir ganz schnell die Regencapes, schulterten wieder unsere Rucksäcke und traten zurück auf die Straße.
Kurze Orientierung, welche Richtung sollten wir weiter einschlagen? Ah, hier mussten wir weiter gehen!

 

Als wir wenig später die Grenze zu Belgien überschritten und uns Kessenich, unserem ersten Ort in Belgien näherten, hörte der Regen ganz auf und ein paar Kilometer weiter zeigte sich eine noch sehr schwache Sonne, welche die Temperaturen sofort hochschnellen ließ.



Wege, Brücken und Stege, wie aus längst vergangenen Tagen, führten uns am Ufer des Kanals - oder war es gar die Maas? - in Richtung Aldeneik. 


 

Einige Kilometer weiter, der Himmel hatte sich nun vollständig aufgeklart und eine ganz schwache Sonne zeigte sich, waren die Regencapes definitiv überflüssig. Endlich soweit abgetrocknet, konnten sie sogar wieder in den Rucksäcken verstaut werden.

Da sich unser Magen sehr energisch meldete und uns unsere Uhren bereits eine fortgeschrittene Mittagszeit nannten, hielten wir Ausschau nach einer Möglichkeit um ihn zu beruhigen. Wie auf Kommando fanden wir hinter der nächsten Kreuzung ein sehr gemütlich anmutendes Restaurant, mit Blick auf die Maas.


"Nein!" sagte die freundliche Bedienung, "wir haben zu dieser Jahreszeit noch keine Mittagskarte:" Aber Pommes Frites könne sie uns gerne bringen. Welche Beilagen wir denn gerne hätten? Wenig später saßen wir vor einem kompletten belgischen Pommes-Menü.

Bestens gelaunt betraten wir etwas später wieder die Straße. Während wir den sehr verschlungenen Pfaden am Wasserverlauf der Maas, seiner Baggerseen und Kanälchen folgten, die uns gefühlsmäßig einfach nur im Kreis durch die Landschaft führten, stießen wir auf die ersten Anzeichen von Aldeneik.


 

Wir fanden eine fast verfallene Kapelle am Wegesrand, die über einer Wasserstelle zum Lob und Gedenken der Christianisierung erbaut wurde. Hier wird in nächster Zeit mit freundlicher Unterstützung der EU ein Wiederaufbau stattfinden, so belehrten uns große Schilder rund um das Kirchlein. In unserem Wanderführer wird die Bedeutung der vom Heiligen Willibrord im 8. Jahrhundert gefundenen Wasserquelle für die Pilger hervorgehoben.



Ein ganz anderes Szenarium, eine sehr eigenwillige Gartengestaltung „überfiel“ uns nur einige hundert Meter weiter. Die gewagte Inszenierung „Heiligenhains mit Gartenzwerg“ war ein mehr als dankbares Fotomotiv.



Noch Kilometer weiter amüsierten wir uns über diesen fröhlichen Umgang mit der heiligen Familie, Engeln und was sonst noch den Himmel bevölkert.
Wen wunderte es, dass wir sehr gutgelaunt in Maaseik einliefen. 



Die turbulente kleine Grenzstadt an der Maas mit seinem wunderschönen Marktplatz, den vielen Restaurants und kleinen Geschäften, will eigentlich ganz in Ruhe entdeckt werden. 
Zeit, uns zu beraten. Wie weiter ?
Es war Donnerstagnachmittag. Am Samstag erwartete mich schon sehr früh ein wichtiger und nicht verschiebbarer Termin und es wurde Zeit, entweder jetzt ein Hotel zu suchen oder doch, wie vor dem Start in Venlo geplant, "nur" 3 oder 4 Tage zu laufen.



Obwohl ich unendlich glücklich war und der Mann an meiner Seite sich pudelwohl fühlte, beschlossen wir bei einem letzten belgischen Bier: Es ist Zeit den Rückweg anzutreten.
Auf unserem Kilometerzähler standen 59, 7 km. Weitere 7 km würden noch bis zum Bahnhof in Susteren hinzugefügt werden.
Wenn es am Schönsten ist ....

Über die Brücke, welche die Maas überspannt und hier die Grenze zu den Niederlanden bildet, zwischen den friedlich grasenden Wildpferden in der Maasau, ging es dem Ende unserer ersten Etappe entgegen, dem Bahnhof von Susteren.

 

In den nächsten Monaten wird uns wieder ein Zug zurück nach Susteren bringen. Denn hier an diesem Bahnhof werden wir im Sommer unseren Weg nach Santiago de Compostela wieder aufnehmen.

Wir waren die ersten Schritte eines langen Weges gelaufen und freuten uns auf die nächsten. 
Das lange Warten auf die Erfüllung meines Traums hatte sich mehr als gelohnt.

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